Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)

Geschichte zum Frauenverein

Gründung

Die Gründung vom Frauenbund (heutiger Frauenverein) fiel in eine schwierige Zeit, es waren die Jahre des ersten Weltkrieges. In Russland fand die Oktoberrevolution statt, der Zar wurde zur Abdankung gezwungen. In der Schweiz herrschte 1917 eine Mangel- und Hungerkrise, durch Regen und Kälte kam es zu Missernten. Der Import von Futter- und Lebensmitteln kam praktisch zum Erliegen. März und April 1917 waren die kältesten Monate seit 1764. Nahrungsmittel waren zum Teil fast nicht mehr zu bezahlen und vor allem Kinder litten an Unterernährung.
In diesem Umfeld wurde der Frauenbund Kaisten gegründet. Neben den Angeboten für die Vereinsmitglieder war der Zweck von Anfang an das gemeinnützige Engagement, der Einsatz für die Schwächeren in der Gesellschaft.

Im März 1917 hören sich 250 Frauen und Töchter von Kaisten einen Vortrag über den Sinn und das Ziel vom katholischen Frauenbund an. Nach diesem können sich 106 Frauen zu einem Beitritt in diesen Verein entschliessen.

1. Vorstand und Jahresbeitrag

Im Juni 1917 wird der erste Vorstand gewählt. Dieser stellt sich folgendermassen zusammen:

Präsidentin   Frau Lehrer Rüede
Aktuarin   Frau Rehmann, Arbeitslehrerin
Kassierin   Frl. B. Erdin, Lehrerin
Beisitzende      Frau Mühlebach
Beisitzende   Frau Ammann Winter
     

Der erste Jahresbeitrag beträgt einen Franken plus zwanzig Rappen für die Zentral- und Kantonalkasse.

Aktivitäten

Bereits im ersten Jahr wird eine Weihnachtsfeier, im Gemeindesaal, durchgeführt. Mit einem Vortrag von Herrn Pfarrer Arnold Egloff, dem Kirchenchor und Schülern, welche die Feier mit ihrem Gesang umrahmen, wird der Anlass ein grosser Erfolg.

1918 werden die Frauen aufgeboten Socken zu stricken. Die Wolle wird zur Verfügung gestellt und die Kriegstechnische Abteilung in Bern vergütet pro Paar 85 bis 90 Rappen. Seit dem Jahr 1919 werden vom Verein alljährlich bedürftige Familien unterstützt. Damals noch in Form von Wolle für Strümpfe, Barchent für Hemden, oder auch mit Lebensmitteln, wie Fleisch, Milch, Honig etc.

Das Vereinsschiff erlebt schon bald Stürme, den 1920 kann man im GV-Protokoll lesen: «20 Anwesende = 1/3 der Mitglieder. Sind Schwüle und Gewitterwolken an der schlechten Beteiligung schuld? Die Wahlen können nicht durchgeführt werden». Auch an der 2. GV, zwei Monate später, sind wieder zu wenig Frauen anwesend und sofort liest man: «Offenbar hat der Frauenbund eine Krise». Im 1923 geben alle Vorstandsmitglieder den Rücktritt.

1922 wollten sich Ittenthaler-Frauen dem Frauenbund Kaisten anschliessen, dieses wird aber vom Vorstand abgelehnt. Die Ablehnung wird wie folgt begründet: «Die Sitzungen finden meistens am Abend statt und einer auswärtswohnenden Frau ist es kaum möglich diesen beizuwohnen».
Die Ittenthalerinnen gründen später ihren eigenen Frauenverein. Im 2016 wird dieser aufgelöst und elf Frauen treten dem Frauenverein Kaisten bei.

1924 will man zusammen mit dem Arbeiterinnenverein ein Kochkurs organisieren. Für diesen wird aber Geld benötigt. Um zu diesem zu kommen, wird zuerst ein Theater aufgeführt.

Im Jahr 1925 denkt man an einen Gartenbaukurs und hat dafür ein Komitee ins Leben gerufen, hier musste auch ein Mitglied vom Gemeinderat dabei sein.

Dass der Frauenbund finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, kann dem Sitzungsprotokoll von 1926 entnommen werden. Hier steht: «Da in unserer Kasse grosse Ebbe ist, wird beschlossen die Jahresbeiträge so bald wie möglich einzuziehen».

Von einer anderen Sorge redet man im Jahr 1928. Der Herr Pfarrer stellt den Antrag, dass eine Beratungsstelle für Dienstmädchen eingerichtet wird. Wörtlich lautet der Antrag: «… dass die Töchter, welche in die Fremde ziehen, sich nicht blindlings aus Zeitungsinseraten eine Stelle suchen und so viele ins Verderben laufen». Die Aktuarin, Fräulein Hüsler, stellt sich für das Amt zur Verfügung.

An der GV 1928 wird beschlossen, dass zukünftig jedes Mitglied 10 Rappen zu Gunsten vom Exerzitien-Fonds und zu Gunsten von einem Fonds für erholungsbedürftige Mütter zahlen soll (dieser Einzug wird erst im Jahr 1947 wieder abgeschafft). In Gersau wird zu dieser Zeit vom Schweizerischen Frauenbund ein Heim eingerichtet, welches zur Erholung von Müttern dient. Es wird ein Tagespreis von vier bis fünf Franken verlangt. Frauen, welche diesen Betrag nicht aufbringen können, werden vom Verein mit einem Zustupf unterstützt.

1938 wird eine Papiersammlung zu Gunsten des Kindergartens durchgeführt. Erlös: 42.- Franken.
1945 bittet die Caritas um eine Hilfsaktion zu Gunsten von Kriegsgeschädigten. Eine Sammlung ergibt den schönen Betrag von 400.- Franken plus Küchengeschirr. Diese Sammlung wird auch in den nächsten Jahren durchgeführt.

Im Protokoll einer Vorstandssitzung von 1948 konnte gelesen werden: Von einigen, wenigen Mitgliedern wird gewünscht, dass die Generalversammlung in einer Wirtschaft abgehalten wird. Hoffentlich ist man sich bewusst, dass die Generalversammlung meistens in die Fastenzeit fällt. Wenn das Thema Wirtschaft bei der GV aufgegriffen wird, kann in der Diskussion darüber entschieden werden. Heute haben es die Frauen gut, die Wirtschaft wird in die Turnhalle/Mehrzweckhalle mitgenommen!

Es scheint, dass im Jahr 1950 eine grosse Werbeaktion stattgefunden hat, denn es sind 26 neue Mitglieder dem Verein beigetreten.

Weiter kann zum Beispiel den Protokollbüchern entnommen werden, dass 1962 Stoff für neue Samichlaus-Kleider eingekauft wird. Die Kleider werden von Frau Marie Amsler genäht und anschliessend der Jungmannschaft verschenkt.

1964 leisten die Frauen vom Frauenbund einen grossen Arbeitseinsatz für den Kirchenbazar. Seit 1973 werden Kleider gesammelt, was einen grossen Zustupf in die Vereinskasse gebracht hat und auch heute noch bringt. Mit dem Betrag können schöne, soziale Aufgaben erfüllt werden. Zwei Jahre darauf, das heisst 1975, werden zum ersten Mal eine Kleiderbörse und ein Altersnachmittag durchgeführt.

Beim Umbaufest der alten Turnhalle 1976 schalten und walten die Frauen in der Kaffeestube und helfen auch bei der Pfarreiheim-Einweihung 1982 kräftig mit.

In guter Erinnerung bleiben auch der Bazar für das Altersheim 1983 und die Einweihung vom Altersheim 1987, wo an einem Stand die eigenen Bastelsachen verkauft werden. Seit 1988 ist der Frauenverein auch regelmässig ehrenamtlich in der Cafeteria im Altersheim Laufenburg tätig.

Was beim Aufzählen nicht vergessen werden darf sind die verschiedenen Gottesdienste, wie Elisabethen oder Weltgebetstag, die zum Teil auch mit anderen Frauenvereinen durchgeführt werden.

Bei der Einführung der Kleinkinderschule (Kindergarten), der Familienhilfe und der Mütterberatung ist der Frauenbund massgeblich beteiligt. Heute sind alle in der Verantwortung der Gemeinde.

Start vom Kursangebot

Seit dem Jahr 1918 – als mit einem Finken- und Schuhkurs gestartet wurde - wurden schon unzählige Kurse durch den Verein organisiert. Viele Reisen und Wallfahrten konnten durchgeführt werden, Vorträge über ganz verschiedene Themen fanden statt. In der heutigen hektischen Zeit wird das gesellige Miteinander und das Knüpfen von neuen Kontakten immer wichtiger, dazu stehen einige Anlässe auf dem Jahresprogramm.

Jubiläum

An der GV 2017 kann der Verein seinen 100. Geburtstag feiern. Nach einem feinen Nachtessen strapazierten das Komiker-Duo „Sutter+Pfändler“ die Lachmuskeln. Als Erinnerung an die Jubiläums-GV können die Anwesenden ein Salatbesteck, bemalt von der 5. Klasse der Schule Kaisten, mit nach Hause nehmen.

Mitglieder

Der heutige Frauenverein zählt mit 250 Mitgliedern zu den grössten Vereinen in Kaisten.

Schlusswort

Zurzeit kämpft die ganze Welt mit den Folgen der Corona-Pandemie. Nur wenige Anlässe können im 2020 durchgeführt werden. Leider sieht es für das 2021 auch nicht viel besser aus. Aber auch diese schwierige Zeit wird der Verein überstehen!

Manch einem Leser ist sicher aufgefallen, dass immer vom „Frauenbund“ gesprochen wird. Das war auch so bis Ende 60iger Anfang 70iger Jahre (genaue Jahreszahl ist leider nicht ermittelbar).
Damit alle Frauen im Dorf dem Verein beitreten können, egal welcher Religion angehörend - war der Verein in früheren Jahren stark katholisch gehalten - wurde der Vereinsname von Frauenbund auf Frauenverein Kaisten geändert.